Ich gehöre ja auch mehr zu der Kategorie Menschen, die einer guten Comichelden-Verfilmung nicht abgeneigt sind, aber ansonsten nicht sooo viel mit Comics am Hut haben. Der Zugang über die bildlastige Aufmachung lag mir bisher einfach nie, auch wenn die Storys sicherlich spannend sind. Nachdem ich jedoch George R. R. Martins „Lied von Eis und Feuer“ Bücher allesamt weggefressen hatte, fragte ich mich, ob der Autor noch mehr geschrieben hatte, da mir sein Stil und vor allem seine Art Charaktere zu entwickeln sehr gefallen hatte. Das Besondere an den Eis-und-Feuer-Charakteren ist ja, dass sie sich immer weiterentwickeln und innerhalb der Story viele Wendungen durchmachen und deshalb sehr schlecht in Schubladen passen, weil sie diese im Verlauf der Geschichte immer wieder wechseln. Da bin ich auf die „Wild Cards“ Bücher gestoßen, die ebenfalls von George R. R. Martin herausgegeben und von ihm und vielen anderen Autoren geschrieben wurden. Es handelt sich dabei um Kurzgeschichten und Novellen, die innerhalb des Wild-Cards-Universum spielen.
Worum geht’s? Im Jahr 1946 gelangt ein außerirdischer Virus auf die Erde und infiziert sehr viele Menschen. 90 Prozent sterben, neun Prozent haben danach unter fürchterlichen Mutationen zu leiden und verfügen über geringe nützliche besonderer Fähigkeiten und werden voran als Joker bezeichnet und ein Prozent der Bevölkerung wird zu Assen, die über verschiedene klassische oder ungewöhnlich phantasievolle Superheldenfähigkeiten verfügen und damit extrem aufgewertet wurden. Das hat natürlich immense Auswirkungen auf das Leben der Überlebenden und in den Büchern wird erzählt, wie sich das plötzliche Vorhandensein von solch unterschiedlichen Spezies sich vor allem auf das Leben im Kerngebiet des virulenten Ausbruchs, in New York, auswirkt. Es tauchen Personen und kulturelle Entwicklungen der 50er, 60er und 70er Jahre auf und werden in die Story integriert. So begenet man der Hippiebewegung genauso wie dem Vietnamkrieg, nur mit dem Unterschied, dass die amerikanische Regierung mit den Jokern eine schlagkräftige aber auch entbehrliche Sturmtruppe hat, die in Vietnam an die vorderste Front gestellt wird. Ghettoisierung und Freiheitsbestrebungen werden in neuen Kontexten erzählt und was Asse mit Superheldenfähigkeiten an den richtigen politischen Positionen verursachen können, kann man sich vielleicht vorstellen. Was wäre, wenn ein aufstrebender Senator die Fähigkeit hat, Demonstranten nach seinen Wünschen in ihren Gedanken zu manipulieren, um die selbst in einer Vorwahl Vorteile zu verschaffen? Auch mafiöse Strukturen funktionieren ganz anders, wenn besondere Fähigkeiten im Spiel sind.
Die Geschichten sind spannend und anspruchsvoll erzählt und nehmen unerwartete Wendungen. Man begegnet verschiedenen Charakteren in unterschiedlichen Kontexten, in denen ihre Fähigkeiten oder Mutationen besonderen Einfluss nehmen. Alles in allem ist das eine Art Sci-Fi-Literatur mit der ich was anfangen kann und die mich fesselt und ich denke einigen anderen wird es sicherlich auch so gehen, wenn sie sich darauf einlassen. 😉
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