Deutschland vs. Türkei

In der letzten Woche dominierte kaum ein Ereignis so sehr die Medien, wie das am vergangenen Freitag stattfindende Fußballspiel Deutschland gegen Türkei. Der schon während der WM fast gebetsmülenartige Lobgesang auf die junge deutsche Mannschaft, die so herrlich multikulti ist, wurde wieder angestimmt und es fand allerlei mediales Drumherum statt.

Noch vor nicht so langer Zeit quollen die Medien förmlich über von Pro und Contra Darstellungen zu den Sarrazin Thesen, die alles andere als ausländerfreundlich waren und vor allem eine gescheiterte Integration zum Thema hatten. Solch konträr diskutierte Aussagen eignen sich blendend für Schlagzeilen, Auflagezahlen und Einschaltquoten, denn jeder Medienkonsument hat seine eigene Meinung dazu und sieht sie nur allzu gern bestätigt. Ebenso gern regen sich die Rezipienten der medialen Vielfalt jedoch über die Meinungen anderer auf, so dass allen gedient war und die Nutznießer der Verkaufszahlen und Einschaltquoten sich lächelnd zurück lehnen konnten. Egal ob ein konstruktiver Dialog über die abartigen Thesen Sarrazins zustande kam, Hauptsache alle Beteiligten verdienen gut daran.

In der politischen Debatte diskutierte man noch einige Zeit halbherzig über die notwendigen Schritte, die förderliche für die Integration seien. Diese liegen zwar auf der Hand, würden aber Mehrausgaben in Sachen Bildung bedeuten, die ohnehin nicht drin sind. Also kann man diese Diskussionen vor laufenden Kameras auch nur wieder als Investitionen in den Wahlkampf verstehen.

Währenddessen planten die medialen Drahtzieher schon den nächsten gewinnbringenden Coup, denn das anstehende Europameisterschafts‐​Qualifikationsspiel im Fußball eignete sich ausgezeichnet für eine medienwirksame Ausschlachtung. Dieses Mal hieß die Schlagzeile jedoch: „Gelungene Integration!“. Um auch die weniger fußballinteressierten Zielgruppen zu erreichen, veranstaltete Sat1 bereits am Mittwoch „Deutschland vs. Türkei – Das Duell“. Das Rezept ist ganz einfach, man lade elf deutschen Mehr‐​oder‐​weniger‐​Prominente ein und stelle ihnen elf Gegner gegenüber, die … und da wird es kompliziert. Sind es nun Türken oder Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund oder doch Prominente mit türkischen Wurzeln? Fakt ist, dass etwa Dreiviertel der besagten Mannschaft in Deutschland geboren wurde. Alle haben einen vorzeigbaren Schulabschluss und einen Job, in dem sie gut verdienen, sonst wären sie wohl auch nicht prominent. Im Duell trat man in verschiedenen mehr oder weniger anspruchsvollen Spielen an und am Ende gewann Team Türkei.

Das nächste medienwirksame Ereignis war dann das Spiel selbst. Wiederholt wurde auch dieses Mal darauf hingewiesen, wie toll diese junge Mannschaft doch harmoniere und wie gut sich die jungen Spieler mit Migrationshintergrund integrieren würden. Alles in allem ein gutes Beispiel für gelungene Integration in Deutschland. Beim Spiel selbst wurde dann mehrfach wiederholt, wie beeindruckend es doch wäre, wie viele Fans der türkischen Mannschaft im Stadion seien. Von zwei Dritteln war die Rede und das bei einem Heimspiel der deutschen Mannschaft, das dadurch gefühlt fast zum Auswärtsspiel wurde, fast meinte man da etwas Kritik heraushören zu können. Das Spiel fand in Berlin statt, was erwartete man denn? Immer wieder war während des Spiels auch der „arme“ Mesut Özil ein Thema, der von den Fans der türkischen Mannschaft massiv ausgepfiffen wurde. War der jetzt in seinem eigenen Kulturkreis nicht mehr ausreichend integriert oder wo lag das Problem?

Alles in allem konnte man in der letzten Woche Zeuge von der Farce der medialen Berichterstattung werden und wie man dort gern sein Mäntelchen in den Wind hängt. Eines ist jedoch sicher, berichtet wird nur, wenn es Quote bringt, egal wie die inhaltliche Aussage wirklich ist.

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