Quizzen rockt

S.Geissler  / pixelio.de

S.Geissler / pixelio.de

Was macht man vor den Ferien in der 8. und 9. Stunde, wenn alle Arbeiten geschrieben sind, aufgrund von allen möglichen Infekten die Klassengröße auf zwölf Schüler geschrumpft ist und man trotz allem noch ein wenig pädagogisch wertvoll sein will? Bei uns in der Klasse hat sich das Quizzen als wunderbare Möglichkeit gezeigt, solche Stunden sinnvoll über die Bühne zu bekommen. Drei schlaue Menschen dürfen sich abwechselnd ihre Teams zusammenstellen und Wunder oh Wunder, plötzlich sind ganz andere Leute die gefragtesten als im Sport. Dann kommt ein altes Junior Trivial Pursuit Spiel zum Einsatz, das ohne Ende Fragen bietet. Leider sind die Pop-TV-Fragen eher aus der Kategorie, dass ich mit meinem Jugendwissen punkten kann, was ziemlich schade ist. Eine Gruppe fängt an und wenn sie die Frage nicht auflösen kann, kommen nacheinander die anderen Gruppen zum Zug, was das Vorsagen minimiert und die Spannung erhält.

Heute war wieder mal so ein Tag und mir als Quizmasterin hat es wieder viel Spaß gemacht. Wichtig beim Spiel leiten ist das Pokerface während die Gruppen sich über die richtige Antwort beraten, was manchmal gar nicht so einfach ist, weil manche Situationen einfach zu lustig sind.

Wie heißt die Schlange in Walt Disneys Dschungelbuch?
„Baghira wars nicht … Balu auch nicht … ich glaube irgendwas mit K …“ am Ende die falsche Antwort und die folgende Gruppe lacht sich schon Schrott und löst „Kaa!“.

Welcher berühmte Motorenerfinder hieß mit Vornamen Rudolph?
„Häää, ist das eine Marke oder heißt der Benzin oder Diesel?“ Frau Lupin hält das Pokerface und die Gruppe wagt die Antwort „Rudolph Diesel!“

Was ist ein Gibbon?
„Ein Raubtier?“ Nein. „Ein kleiner Elefant?“ Nein „Ein Reptil“ Nein, es ist ein Affe.

Welche Spungübung wurde nach dem norwegischen Axel Paulsen benannt?
„Hmm, wenn das ein Norweger ist, muss es ja was mit Schnee sein, vielleicht Skispringen oder so?“ „Nee, was mit Schlittschuhen.“ Das habe ich dann gelten lassen für Eiskunstlaufen.

Welchem Nutztier werden regelmäßig die Haare geschnitten?
Nein es nicht das Pferd und Pudel sind keine Nutztiere, es ist das Schaf.

Manchmal bin ich aber auch absolut erstaunt, wie zielsicher Antworten kommen. Die Leistung von Lautsprechern wird in Watt angegeben, Moses hat die 10 Gebote von Gott bekommen und der Blauwal ist das Säugetier, das so schwer wie 25 Elefanten ist. Dazugelernt haben wir in der Doppelstunde auf jeden Fall alle etwas.

Das beste Erlebnis war heute aber die WiPo-Stunde, bei der wir über Politik vor Ort gesprochen haben und die Schüler recherchieren sollten, wer Bürgermeister von Skellige ist. „Ähm, hier steht der heißt vakant.“ Rückfrage meinerseits: „Herr oder Frau Vakant?“ Große Diskussion darüber, ob nun Frau oder Mann. Man einigte sich auf Mann, denn Männer sind nun mal eher Bürgermeister – meine Gleichberechtigungsoffensive muss wohl noch etwas mehr intensiviert werden. Das Erstaunen war groß, als dann die Auflösung folgte, dass vakant ein Adjektiv ist. XD

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Kurzfilm: Kleiner König Inklusion

Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Inklusion ist ja, vor allem wenn man sich in Bildungskreisen unterhält, in aller Munde. Auch die Bildungspolitiker heben gern hervor, wie wichtig Inklusion ist und in Schleswig-Holstein ist man immer ganz stolz, dass im Rahmen der Bildungsmonitore und -vergleiche zumindest für den Bereich Inklusion gute Noten gibt, weil wir damit ja schon viel weiter sind als andere Bundesländer. Auf der entsprechenden Unterseite des Ministeriums ist von 60,1 Prozent Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf die Rede, die in Regelschulklassen inkludiert werden. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 25 Prozent. Aber um Inklusion nicht nur zu machen, sondern sie wirklich gut und effektiv für alle Schüler der Klasse zu gestalten, braucht es Ressourcen auf verschiedenen Ebenen. Die sind leider nicht gegeben, deswegen steht zwar auf vielen Schulen Inklusion drauf, aber drin ist leider neben viel gutem Willen nicht allzu viel Qualität. Der GEW Ortsverband Bordesholm macht auf diese Problematik mit einem sehr schönen Kurzfilm aufmerksam, der auf jeden Fall sehr sehenswert ist.

>/center>

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Kreative Strafarbeiten

BrandtMarke  / pixelio.de

BrandtMarke / pixelio.de

Letztens musste ich mich ein bisschen aufregen, weil geraume Zeit nach Stundenbeginn ein paar nette Schüler aus der Parallelklasse einen kleinen Spaßkampf veranstalteten.

Grundsätzlich war die Zeit schlecht gewählt, doch als Ort suchten sie sich ausgerechnet die kleine Holzbühne aus, die direkt an meinen Klassenraum grenzt und nutzten die Wand, die uns trennte, als Ringseile oder ähnliches.

Also versetzte ich mich in den Hulk-Modus und erzählte ihnen ein paar Takte, da sie nicht allzu einsichtig waren, gewannen sie einen Freifahrschein in die mittägliche Lernzeit und meine Aufgabe war es nun, ihnen eine passende Aufgabe zuzuweisen.

Da ich kein Freund von stumpfem Abschreiben á la Simpsons bin, musste eine kreative Idee her. Ich gab also vier Gedichtzeilen vor und die Schüler sollten zehn weitere Zeilen dazu schreiben.

Hier zwei der Ergebnisse:

Variante 1
Frau Lupin stand in ihrem Klassenraum
und dacht‘ sie träumt ’nen bösen Traum.
Denn vor der Tür und hinter der Wand,
war Lärm, der gar nicht mehr verschwand …

Der Auslöser war ein Idiot,
dem ging’s im Kopf wohl gar nicht gut.
Er schrie rum und war zu laut,
da fuhr Frau Lupin aus ihrer Haut.
Sie packte ihn am Nacken,
da hörte man es richtig knacken.
Die Idiot fuhr zusammen,
klagte, dass er nicht atmen kann.
Frau Lupin ließ ab von diesem Fratz
und sagte noch diesen letzten Satz.
Zehn Zeilen sollst du schreiben,
dies soll in deinem Kopf für immer bleiben.

Variante 2
Frau Lupin stand in ihrem Klassenraum
und dacht‘ sie träumt ’nen bösen Traum.
Denn vor der Tür und hinter der Wand,
war Lärm, der gar nicht mehr verschwand …

Sie riss die Klassentüre auf
und wusste, das war kein böser Traum.
Sie schrie die Jungen an,
oh Mann, oh Mann.
Die Jungen waren schuldbewusst
und Frau Lupin schob großen Frust.
Die Strafe hieß,
küss meinen Fuß.
Die Jungen lachten sich sehr schlapp.
Frau Lupin war rot vor Wut
und spuckte nur noch Blut.

Ganz ehrlich, ich komme zwar mit meiner Lehrerpersönlichkeit nicht ganz so gut weg in den Gedichten und habe auch zwei gewissen junge Damen aus der gleichen Klasse im Verdacht, dass sie die eine oder andere Textzeile vorgesagt haben, aber alles in allem finde ich solche Strafarbeiten allemal lustiger und vor allem lesenswerter als die Schulregeln auswendig lernen oder abschreiben zu lassen oder stumpf immer wieder den gleichen Satz abschreiben zu lassen. 😉

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Rückblick: Klassenfahrt nach Leipzig mit dem E-Haufen

Leipzig

Leipzig

Wie schon angedroht, möchte ich mich auch noch einmal verbal über die Klassenfahrt mit meiner Klasse auslassen, denn es war immerhin für mich die erste Klassenfahrt, die ich komplett selbst geplant, organisiert und als Klassenlehrerin begleitet habe. Da ich die Klasse nun schon vier Jahre und ein paar Wochen kenne, war es auch Zeit für die spannende Bilanz, ob meine Bemühungen, soziale Kompetenzen oft über die fachlichen zu stellen, Früchte getragen haben.

Schon relativ früh hatten wir uns gemeinsam entschieden, dass wir nach Leipzig fahren würden, da es preiswerter als andere deutsche Großstädte ist, man dort eine bunte Mischung aus pädagogisch wertvollen und bespaßenden Aktivitäten findet und ich mich dort auskenne, da ich immerhin 20 Jahre da gelebt habe. Da sich die Angebote der einschlägigen Klassenfahrtsanbieter eher unflexibel lasen, entschied ich mich, alles einzeln und selbst zu buchen und uns dabei größtmögliche Flexibilität zu wahren.

Also fuhren wir mit einem durchgängigen Zug hin, hatten eine Unterkunft in dem sehr sympathischen Sleepy Lion Hostel, in dem wir nur frühstückten und alle Aktivitäten waren möglichst locker auf die Tage vor Ort verteilt, damit Zeit für viel Freizeit blieb. Für Mittag und Abendbrot hatte ich jeweils fünf Euro pro Mahlzeit pro Schüler geplant, was auch gut funktionierte. Es war jedes Mal ein Spaß, wenn Frau Lupin den dicken Stapel Fünfer aus der Tasche zog und mit mahnenden Worte, wo und wann wir uns nach der Essenspause wiederträfen, an die hungrige Meute verteilte. Hat aber astrein geklappt und es ist keiner verhungert. Wer jetzt denkt, dass ausschließlich McDonald und KFC Food in den Mägen landete, denkt falsch, denn es war eine bunte Mischung an Essen vertreten. Besonders cool fand ich ja, dass die Manga-Anime-Fraktion die Chance nutzte, mal ordentlich Sushi auszuprobieren und sie fanden es lecker. Ich selbst war ebenfalls mit einer Mädchengruppe in einem Sushi-Karussell-Restaurant und es war sehr spannend, sie dabei zu beobachten, wie sie rumtesteten und wie probierfreudig sie dabei waren.

Weiterlesen

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Silicon Förde – BarCamp Skellige 2013

flickr.com -  Christoph Bechtel

flickr.com – Christoph Bechtel

Am letzten Wochenende hatte das einjährige Warten endlich ein Ende, denn der Termin für das Skelligeer BarCamp 2014 war endlich gekommen. Leider verging die Zeit wie im Flug und es ist schon wieder vorbei und ich muss wieder ein Jahr warten. Aber es hat sich in jedem Fall wieder absolut gelohnt, auch wenn die stressige Woche, die dem BarCamp voranging mich kurzzeitig hatte zweifeln lassen, ob ich wirklich die ganze Zeit im Wissenschaftszentrum Skellige verbringen will.

Leider konnte ich Freitag erst nach der Schule hingehen und nachdem ich mich angemeldet und viele alte Bekannt begrüßt hatte, setzte ich mich in die Session „Datenschutz aktuelle Entwicklungen“ mit Henry Krasemann vom Unabhängiges Landeszentrum für Datenschutz und Moritz Karg, welches als Privatperson in der Session war. Seit dem letzten Jahr gab es ja einige interessante Entwicklungen in Sachen Datenschutz und die beiden waren nicht nur informativ, sondern auch unglaublich unterhaltsam. So lernte ich dort unter anderem, dass Datenschutz bzw. das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ein seit 1983 anerkanntes Grundrecht ist und in wie vielen Bereichen das nicht geachtet wird. Weiterlesen

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Gewalt erzeugt Gegengewalt

Arno Bachert  / pixelio.de

Arno Bachert / pixelio.de

Die amerikanische Haltung zu Waffen ist für den durchschnittlichen Mitteleuropäer ohnehin eher schwierig nachzuvollziehen, doch die Meldung der Welt und des Focus, dass über 20 Lehrkräfte der Clarksville High School im US-Staat Arkansas nach den Sommerferien bewaffnet im Unterricht auftauchen werden, empfinde ich persönlich als neues bedenkliches Kapitel in dieser Geschichte.

In Arkansas hat man offensichtlich ein Gesetz zur Legitimation dieser Maßnahme genutzt, das verfügt, dass lizensiertes bewaffnetes Sicherheitspersonal auf dem Schulgelände erlaubt ist. Aus diesem Grund haben die besagten Lehrkräfte einen 53-stündigen Trainingskurs belegt und dürfen nun in ihrem Arbeitsalltag eine 9mm-Kaliber mit sich führen und auch benutzen. Hintergrund dieser Maßnahme ist ein Amoklauf an der Sandy Hook Grundschule in der Kleinstadt Newtown im US-Bundesstaat Connecticut im Dezember 2012. Dieser ist nur einer von 40 School Shootings, die seit Januar 2010 in den USA 72 Tote gefordert haben. Doch rechtfertigen diese hohen Zahlen derartige Bewaffnungsmaßnahmen bei Lehrern?

Auch in Deutschland kam es zu Amokläufen an Schulen, die tragisch endeten und viele Opfer forderten, doch im Vergleich zu den Zahlen aus den USA sind es unglaublich wenige. Über die Gründe für Amokläufe wurde in den letzten Jahren viel diskutiert und man wurde sich zumindest einig, dass es niemals nur einen einzelnen Grund für den Amokläufer gab, der ihn zu diesem drastischen Schritt bewogen hat. Doch neben diesen Gründen, die grundsätzlich auch viele andere Schüler haben, die jedoch nicht zu Waffen greifen und Amok laufen, gibt es noch den Fakt der Verfügbarkeit von Waffen. Hier bemerkt man auch in Deutschland die starke Tendenz, dass es sich fast ausschließlich um legale Waffen handelte, die entweder die Amokschützen selbst oder ihre Eltern angemeldet hatten und zu Hause aufbewahrten. Ähnliches gilt auch für die USA, nur mit dem gravierenden Unterschied, dass es dort viel leichter und verbreiteter ist, dass Privatpersonen auch Eigentümer und Nutzer von Schusswaffen sind. Aber statt dass mal jemand dort auf die Idee kommt, dass eine Reduzierung der Waffenverfügbarkeit ein Weg sein könnte, diese tragischen Ereignisse in der Zukunft zu verhindern oder zumindest zu reduzieren, scheint völlig aussichtslos zu sein. Da bewaffnet man lieber auch noch die Lehrer und bringt damit noch mehr legale Waffen in den Schulalltag.

Klar, es ist eine Frage des Geldes und der Gewinne, die aus den Waffenverkäufen gezogen werden. Die NRA spielt dabei keine unbedeutende Rolle, propagiert sie doch, dass es das gute Recht eines jeden Amerikaners sei, eine Waffe zu tragen und sie unter bestimmten Umständen auch einzusetzen. Wobei mittlerweile die Anti-Waffen-Lobby einen deutlich höheren Aufwand betreibt, für die Verschärfung der Waffengesetze Überzeugungsarbeit zu leisten, als die NRA aufwenden muss, um den Status Quo zu halten. In den USA wurden 2012 etwa 12 Milliarden Dollar für Kleinwaffen für den privaten Gebrauch ausgegeben – dafür könnte Schleswig-Holstein alle seine Schüler für etwa acht Jahre in die Schule schicken, wenn man davon ausgeht, dass ein Schüler das Land jährlich durchschnittlich 5000 Euro kostet. Bei den Umsätzen und den damit verbundenen Gewinnen für die Hersteller und Vertreiber der Waffen, scheint es aussichtslos, dass sich an der Sichtweise der Amerikaner in Bezug auf Waffen und deren Nutzung im Alltag etwas ändert.

Ich bin in jedem Fall sehr froh, in einem Land zu leben, in dem es nicht normal ist, dass jeder Hans und Franz eine Waffen trägt und könnte mir auch im Leben nicht vorstellen, bewaffnet vor einer Klasse zu stehen, nur für den Fall, dass es zu einem Amoklauf kommt – was zum Glück in Deutschland auch nur sehr, sehr selten vorkommt.

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Durchlässigkeit 6, Integration 1

jurec  / pixelio.de

jurec / pixelio.de

Es gibt mal wieder eine neue Studie der Bertelsmannstiftung, die sich mit den Qualitäten des deutschen Schulsystems beschäftigt und auch wenn diese Studien nach wie vor umstritten sind, drängt es mich, ein paar Details herauszugreifen und mit Blick auf den Alltag an Schule zu kommentieren. Wer die Studie in bunt, einfach und verkürzt lesen will, dem sei der Spiegel Online Artikel empfohlen.

In der Kategorie Integrationskraft ist Schleswig-Holstein in der oberen Gruppe, denn es wird integriert was das Zeug hält – zumindest auf in den Konzepten, aber Papier ist ja geduldig. Wie die Qualität der Integration dann aussieht, ist dabei fragwürdig und das liegt gar nicht mal an den Schulen, sondern vor allem an den dafür vorgesehenen Ressourcen. Kleines Beispiel aus dem Alltag – an einer Schule gibt es zwei Klassen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, in denen pro Klasse drei bis fünf SchülerInnen den entsprechenden Förderbedarf haben. In diesen Klassen müssen in allen Stunden zwei Lehrer in der Klasse sein, damit die Betreuung entsprechend gewährleistet werden kann. Nun sind zum neuen Schuljahr zuwenige Lehrerstunden dafür vorhanden und die großartige Idee der Entscheider von weiter oben war, diese SchülerInnen einfach schon nach der 6. Stunde nach Hause zu schicken, damit sie nicht den kompletten Ganztagstag betreut werden müssen. Die fühlen sich dadurch sicherlich richtig toll integriert, wenn sie immer früher nach Hause geschickt werden. Das Integration oder gar Inklusion nicht heißt: „Wir schubsen so viele Förderschüler wie möglich ins System, damit die Quote stimmt“, ist dabei wohl einigen noch nicht aufgefallen. Und wenn der eine in der 6. Klasse die Zweierreihe eben noch nicht kann und die anderen mal eben mit Brüchen anfangen, dann braucht es Binnendifferenzierung, die nicht nur über verschiedene Arbeitsbögen läuft, sondern mit Förderlehrern, die das können und mit in der Klasse sind und das nicht nur ein bis zwei Stunden pro SchülerIn pro Woche.

Während Schleswig-Holstein in Integration gut ist, lässt die Durchlässigkeit weiter zu wünschen übrig und das leider noch mehr als in den letzten Jahren. Es werden noch mehr SchülerInnen eher nach unten durch das Schulsystem durchgereicht als nach oben und noch weniger SchülerInnen mit Hauptschulabschluss haben den Weg in eine duale Ausbildung gefunden. Interessant wäre dabei jedoch, wie viele von ihnen es an einer beruflichen Schule mit dem Erwerb des Realschulabschluss geschafft haben, doch die Quoten, die die Mundpropaganda so erahnen lässt, sprechen leider für viel zu viele Abbrecher in den entsprechenden Jahrgängen der beruflichen Schulen. Dabei haben Jugendliche mit einem halbwegs ordentlichen Hauptschulabschluss mittlerweile deutlich bessere Chancen, wenn sie sich für eine duale Ausbildung entscheiden, als das noch vor ein paar Jahren der Fall war und kaum einem ist klar, dass bei einem Abschluss der Ausbildung mit 3,0 oder besser, der Abschluss auf mit der mittleren Reife identisch ist. Aber krieg das jetzt mal einer in die Köpfe von SchüerInnen und Eltern rein, wenn es in den letzten Jahren immer hieß: „Mit nem Hauptschulabschluss bist du gar nix!“. Einen kleinen Erfolg gab es jedoch in Sachen Durchlässigkeit, ganze 0,8 Prozent mehr Grundschüler haben den Übergang in die 5.Klasse eines Gymnasiums geschafft.

In Kompetenzförderung und Zertifikatsvergabe ist Schleswig-Holstein Mittelklasse, letztere Kategorie beinhaltet auch die SchülerInnen, die die Schule nicht mindestens mit einem Hauptschulabschluss verlassen. Da liegt unser Bundesland knapp über dem Bundesdurchschnitt und schlägt mit 7 Prozent zu Buche, die die Schule ohne Abschluss verlassen. In den neuen Bundesländern sind es teilweise doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt und es wäre mal interessant, warum das so ist, obwohl dort viele Schulen in Sachen Bildungsausgaben und Schulqualität immer sehr gut anschneiden.

In Sachen Durchlässigkeit bin ich kürzlich über einen interessanten Artikel bei telepolis gestolpert, der sich auf didaktische Empfehlungen der FU Berlin bezieht, die sich an Lehrende richtigen, die es mit Studierenden aus Nicht-Akademikern zu tun haben. Man könnte meinen, hier soll eine neue Minderheitengruppe geschaffen werden, die man dann fleißig integrieren kann. Obwohl man, auch wenn Papa Maurer und Mama Friseurin ist, davon ausgehen können sollte, dass Kind nicht jedes Fremdwort erklärt bekommen muss und sich in Diskussionen nicht für jeden Wortbeitrag schämt, denn immerhin hat es ja den Weg bis durchs Abitur geschafft und die Anmeldung an der Uni auch überlebt. Einige der Empfehlungen finden sich auch in der Liste der hilfreichen Ideen für den Umgang mit Migranten wieder. Vielleicht kann man ja gleich die Ausländer mit den Armen in entsprechende Arbeitsgruppen stecken damit sie sich besser integriert fühlen, dann klappt das schon.

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Nur Nummern im Bildungssystem

Grey59  / pixelio.de

Grey59 / pixelio.de

Es war einmal eine Schule, in einem Stadtteil, der herkömmlicherweise als Brennpunkt bezeichnet wurde.1 Es gab sie schon seit vielen Jahren und unter ihrem Dach waren verschiedene Schulformen untergebracht, die mehr oder weniger gut miteinander harmonierten. Eines Tages kamen ein paar Politiker auf die Idee, dass es an der Zeit für Veränderungen in der Schullandschaft sei und propagierten die Vorteile von Gemeinschaftsschulen. „Mehr Bildungsgerechtigkeit, weniger Selektion, längeres gemeinsames Lernen …“. Das stieß bei einigen Lehrer und Schuleitern in der besagten Schule auf offene Ohren, denn ihnen waren die Schubladen, in die die Schüler schon mit zehn Jahren gesteckt wurden, ein Dorn im Auge. Also machten sie sich auf den Weg, eine Gemeinschaftsschule zu werden. Da es sich für den Stadtteil eignete und die Entscheider in Ministerium und Schulamt auch davon begeistert schienen, legten sie noch einen drauf und wurden zur gebundenen Ganztagsschule – wenn dann richtig!

Die nächsten vier Jahre waren sehr anstrengend für alle, denn irgendwie war alles jetzt anders. Die Realschullehrer wunderten sich über die nicht so schlauen Schüler, die Hauptschullehrer über die schlaueren Schüler und alle über die langen Tage, denn da war nix mehr mit ‚vormittags Recht haben und nachmittags frei‘. Weiterlesen

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Dit & dat aus dem Schulalltag

Die letzten Wochen des Schuljahres sind immer so voll von verschiedenen Ereignissen, dass viel Kleinkram passiert, aber nicht so viele große Storys, deshalb hier ein paar Nachlesen.

Wir sind gerade dabei unser Ganztagskonzept zu evaluieren und haben uns dazu entschlossen eine größere Bestandsaufnahme zu machen. Dafür hat der Arbeitskreis Pädagogik Fragen für eine Umfrage erstellt, die wir dann mit limesurvey erstellt haben. Nun stand die logistische Herausforderung an, die 19 Klassen vom 5. bis 8. Jahrgang durch die Umfrage zu schleusen. Dafür haben sich einige SchülerInnen meines Wahlpflichtkurses Medien bereit erklärt und wir haben zeitgleich in drei Räumen (zwei stationäre PC-Räume und ein Raum mit Laptops) die Klassen empfangen, die Umfrage erklärt und Hilfestellung bei Problemen geleistet. Das war ein ziemliches Mammutunternehmen, da die Technik nicht immer fehlerfrei läuft und die Internetleitung der Schule nicht die beste ist. Aber wir haben es geschafft und es gab viel Lob an die engagierten SchülerInnen meines Kurses für ihr professionelles Auftreten und ihre engagierte Hilfestellung. So sind nun über 400 Datensätze zusammengekommen, die es auszuwerten gilt.

Interessant war in dem Zusammenhang, dass ich es im Rahmen der Befragung mit vielen verschiedenen Klassen zu tun hatte, die ich zum Teil mehr oder weniger gut kenne, da ich dort nicht hauptamtlich unterrichte. Auffällig erschien mir dabei, dass die Klassen, mit deren Klassenlehrern ich eher ein freundschaftliches Verhältnis habe, in ihrem Verhalten sehr angepasst auftraten und mit Ermahnungen in Bezug auf ihr Verhalten gut umgehen konnten. Klassen deren Klassenlehrer ich wenig kenne oder deren pädagogische Art mir eher nicht so liegt, waren hingegen eher schwierig und konnten nicht so gut mit meiner Art Kritik zu üben umgehen. Seltsames Phänomen. 😉

Nun stehen noch drei Schulwochen an und bald müssen die Noten fertig sein, also bleibt dann immer noch einiges an Zeit, die irgendwie pädagogisch wertvoll vertrieben werden muss, denn jede Stunde Eisessen ist nicht so das, was ich mir für den Rest der Zeit vorstelle. Deshalb habe ich schon die eine oder andere Idee gesammelt, was man noch so machen kann. Wir haben uns zum Beispiel als Sammelteam bei TerraCycle angemeldet und wollen möglichst viele Klassen der Schule dazu animieren kaputte und nutzlose Stifte etc. zu sammeln, die dann eingeschickt werden, damit daraus nützliche Sachen hergestellt werden. Dafür gilt es einen Werbeplan zu erstellen und massenhaft Sammelboxen zu basteln. Außerdem bin ich beim Stöbern über die Seite GeoGuesser gestolpert, bei der es darum geht, spielerisch motiviert, den Ort herauszufinden, der über GoogleStreetview angezeigt wird. Dafür gibt’s Punkte und ich bin gespannt, ob meine SchülerInnen genauso viel Spaß daran haben werden, anhand verschiedener Anhaltspunkte immer genauere Tipps über den abgebildeten Ort abzugeben. Außerdem habe ich mir überlegt, dass die Newsticker von Der Postilion gute Anlässe bieten, über Sprache und deren Bedeutung nachzudenken und man damit sicherlich auch die eine oder andere Deutschstunde füllen kann, die dann auf lustige Art und Weise zur Wortschatzerweiterung beitragen können.

Zum Abschluss noch ein funny Moment vom Wer-bin-ich spielen. Der Schüler war Jesus und tat sich schwer, sich zu erraten. Ein anderer Schüler gab im den Tipp, er habe ein besonderes Verhältnis zu Nägeln. Daraufhin kam die Frage: „Bin ich ein Sportler?“ und wir lagen vor lachen kollektiv unter dem Tisch. Nach dem Hinweis, dass er Jude sei, vermutete der Schüler er sein Moses und kam dann nach einigen Versuchen auch auf „seine Identität“ 😉

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Webtechnik im 19. Jahrhundert

Diese letzte Zeit im Schuljahr hat auch was für sich. Klar nerven all die organisatorischen Dingen rund um die Zeugnisse, die jedes Jahr wieder völlig überraschend kommen, aber man hat auch die Zeit freier zu arbeiten bzw. nehme ich mir die im Moment. Die SchülerInnen wissen, welche Arbeiten wann geschrieben werden und im Moment sehen unsere Stunden fast immer so aus, dass jeder genau daran arbeitet, was seiner Meinung nach am dringendsten ist und ich helfe dort, wo es nötig ist.

So traf es sich in einer Doppelstunde letzen Woche, dass um mich herum fleißig an Prozentrechnung, Inhaltsangaben und Präsentationen für Nawi und Weltkunde gearbeitet wurde. Eine Gruppe hat die Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert unter die Lupe genommen und ein Schüler kämpfte sich durch einen Text in den Geschichtsbuch „Entdecken und verstecken verstehen“. Plötzlich die Frage: „Frau Lupin, was ist eigentlich Webtechnik?“. Das löste im ersten Augenblick leichte Irritation bei mir aus, denn Webtechnik gehörte eigentlich zu keinem Thema, das grad auf dem Plan steht … oder? Achja, doch, das war ja, dass die schneller und besser weben konnten und nur die Betonung des Wortes implizierte einen anderen Kontext. Also stellte ich schnell mal klar, dass es damals noch kein Internet gab, sondern dass es um das Weben von Stoffen geht und stellte fest, dass nicht unbedingt vorauszusetzen ist, dass jedem 14-jährigen klar ist, wie der Weg vom Schaf oder der Baumwollpflanze zum fertigen Kleidungsstück ist. 😉

Passend dazu:

Die schlesischen Weber

Im düstern Auge keine Träne
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschiessen läßt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wir nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!

Heinrich Heine (1797-1856)

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.