Es gibt mal wieder eine neue Studie der Bertelsmannstiftung, die sich mit den Qualitäten des deutschen Schulsystems beschäftigt und auch wenn diese Studien nach wie vor umstritten sind, drängt es mich, ein paar Details herauszugreifen und mit Blick auf den Alltag an Schule zu kommentieren. Wer die Studie in bunt, einfach und verkürzt lesen will, dem sei der Spiegel Online Artikel empfohlen.
In der Kategorie Integrationskraft ist Schleswig-Holstein in der oberen Gruppe, denn es wird integriert was das Zeug hält – zumindest auf in den Konzepten, aber Papier ist ja geduldig. Wie die Qualität der Integration dann aussieht, ist dabei fragwürdig und das liegt gar nicht mal an den Schulen, sondern vor allem an den dafür vorgesehenen Ressourcen. Kleines Beispiel aus dem Alltag – an einer Schule gibt es zwei Klassen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, in denen pro Klasse drei bis fünf SchülerInnen den entsprechenden Förderbedarf haben. In diesen Klassen müssen in allen Stunden zwei Lehrer in der Klasse sein, damit die Betreuung entsprechend gewährleistet werden kann. Nun sind zum neuen Schuljahr zuwenige Lehrerstunden dafür vorhanden und die großartige Idee der Entscheider von weiter oben war, diese SchülerInnen einfach schon nach der 6. Stunde nach Hause zu schicken, damit sie nicht den kompletten Ganztagstag betreut werden müssen. Die fühlen sich dadurch sicherlich richtig toll integriert, wenn sie immer früher nach Hause geschickt werden. Das Integration oder gar Inklusion nicht heißt: „Wir schubsen so viele Förderschüler wie möglich ins System, damit die Quote stimmt“, ist dabei wohl einigen noch nicht aufgefallen. Und wenn der eine in der 6. Klasse die Zweierreihe eben noch nicht kann und die anderen mal eben mit Brüchen anfangen, dann braucht es Binnendifferenzierung, die nicht nur über verschiedene Arbeitsbögen läuft, sondern mit Förderlehrern, die das können und mit in der Klasse sind und das nicht nur ein bis zwei Stunden pro SchülerIn pro Woche.
Während Schleswig-Holstein in Integration gut ist, lässt die Durchlässigkeit weiter zu wünschen übrig und das leider noch mehr als in den letzten Jahren. Es werden noch mehr SchülerInnen eher nach unten durch das Schulsystem durchgereicht als nach oben und noch weniger SchülerInnen mit Hauptschulabschluss haben den Weg in eine duale Ausbildung gefunden. Interessant wäre dabei jedoch, wie viele von ihnen es an einer beruflichen Schule mit dem Erwerb des Realschulabschluss geschafft haben, doch die Quoten, die die Mundpropaganda so erahnen lässt, sprechen leider für viel zu viele Abbrecher in den entsprechenden Jahrgängen der beruflichen Schulen. Dabei haben Jugendliche mit einem halbwegs ordentlichen Hauptschulabschluss mittlerweile deutlich bessere Chancen, wenn sie sich für eine duale Ausbildung entscheiden, als das noch vor ein paar Jahren der Fall war und kaum einem ist klar, dass bei einem Abschluss der Ausbildung mit 3,0 oder besser, der Abschluss auf mit der mittleren Reife identisch ist. Aber krieg das jetzt mal einer in die Köpfe von SchüerInnen und Eltern rein, wenn es in den letzten Jahren immer hieß: „Mit nem Hauptschulabschluss bist du gar nix!“. Einen kleinen Erfolg gab es jedoch in Sachen Durchlässigkeit, ganze 0,8 Prozent mehr Grundschüler haben den Übergang in die 5.Klasse eines Gymnasiums geschafft.
In Kompetenzförderung und Zertifikatsvergabe ist Schleswig-Holstein Mittelklasse, letztere Kategorie beinhaltet auch die SchülerInnen, die die Schule nicht mindestens mit einem Hauptschulabschluss verlassen. Da liegt unser Bundesland knapp über dem Bundesdurchschnitt und schlägt mit 7 Prozent zu Buche, die die Schule ohne Abschluss verlassen. In den neuen Bundesländern sind es teilweise doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt und es wäre mal interessant, warum das so ist, obwohl dort viele Schulen in Sachen Bildungsausgaben und Schulqualität immer sehr gut anschneiden.
In Sachen Durchlässigkeit bin ich kürzlich über einen interessanten Artikel bei telepolis gestolpert, der sich auf didaktische Empfehlungen der FU Berlin bezieht, die sich an Lehrende richtigen, die es mit Studierenden aus Nicht-Akademikern zu tun haben. Man könnte meinen, hier soll eine neue Minderheitengruppe geschaffen werden, die man dann fleißig integrieren kann. Obwohl man, auch wenn Papa Maurer und Mama Friseurin ist, davon ausgehen können sollte, dass Kind nicht jedes Fremdwort erklärt bekommen muss und sich in Diskussionen nicht für jeden Wortbeitrag schämt, denn immerhin hat es ja den Weg bis durchs Abitur geschafft und die Anmeldung an der Uni auch überlebt. Einige der Empfehlungen finden sich auch in der Liste der hilfreichen Ideen für den Umgang mit Migranten wieder. Vielleicht kann man ja gleich die Ausländer mit den Armen in entsprechende Arbeitsgruppen stecken damit sie sich besser integriert fühlen, dann klappt das schon.
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