In einigen Teilen der Bevölkerung hält sich nachhaltig die Ansicht, dass „die da oben“ gar nicht daran interessiert sind, Verbesserungen zu schaffen. Das gilt in unserem Bundesland vor allem auch in der Bildungspolitik. es liegt einiges im Argen, aber die Lösungen kommen nicht auf den Weg. Da kann man sich schon Fragen, ob dies so gewollt ist oder ob die Probleme nicht im ausreichenden Maße gesehen und kommuniziert werden.
Fortbildungen sind gut, denn durch sie hat man nicht nur die Möglichkeit sich neues Wissen im eigenen Fach oder Strategien für den täglichen Umgang mit Schülern anzueignen, sondern man kommt auch ins Gespräch mit Kollegen. Oft drehen sich diese Gespräche um die Situation an den verschiedenen Schulen in unserem Land und leider allzu oft hört man nicht viel Positives. So ist die Unterrichtsversorgung in manchen Fächern sehr unterschiedlich und entspricht nicht in allen Fällen den Vorgaben der Kontingentstundentafel. Diese Stundentafel regelt, wie viele Stunden welchen Faches pro Jahrgang erteilt werden sollen. Die Abweichung von diesen Stundenvorgaben ist natürlich keine böse Absicht der jeweiligen Schulleitungen. Oft sind einfach nicht genügend Lehrer vorhanden, die das entsprechende Fach unterrichten können und das nicht nur in bekannten „Mangelfächern“ wie Physik oder Französisch, sondern mittlerweile gibt es sogar Schulen, an denen es keine Geschichtslehrer mit Fakultas (geprüfte Unterrichtsbefähigung) mehr gibt. Das bedeutet, dass an der jeweiligen Schule keine Lehrer existieren, die das Fach Geschichte tatsächlich studiert haben. Also wird fachfremd unterrichtet was das Zeug hält, was selten von Vorteil für alle Beteiligten ist. Die Kollegen, die von einem auf den anderen Tag ein ihnen unbekanntes Fach unterrichten sollen, sind den Schülern oft nur zwei Seiten im Buch voraus und zeitlich kaum in der Lage, fachspezifische, didaktische und methodische Überlegungen über das neue Fach anzustellen. Ihnen fehlt also das entsprechende Handwerkszeug, Stunden des besagten Faches so vorzubereiten, dass die Schüler in den Genuss eines fördernden und fordernden Fachunterrichts kommen können, bei dem die Lehrplan-Vorgaben in die Unterrichtsvorbereitungen einbezogen werden. Wie ansprechend der Unterricht in diesen Stunden dann aussieht kann man sich sicherlich vorstellen.
In manchen Schulen werden aus Mangel an Fachlehrern einige Fächer auch gar nicht oder in einem viel zu geringen Umfang (Kontingentstundentafel) erteilt, was sehr zum Nachteil der Schüler ist. Denn so wichtig der Mathe-, Deutsch- und Englischunterricht auch sein mag, auch Fächer wie Technik, Kunst, Musik und Informatik bzw. IT-Grundbildung sind für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen wichtig. Außerdem ist eine gewisse Stringenz in der Erteilung bestimmter Fächer nötig, denn welchen Sinn ergibt es, in Klasse 7 eine Stunde Physik zu erteilen und dann erst wieder in Klasse 10?
Doch nicht nur im fachlichen Bereich sind viele Schulen schlecht dran, auch was die allgemeine Stellenzuteilung angeht, liegt einiges im Argen. So bekommen einige Schulen lange nicht die Lehrerstundenkontingente zugestanden, die für die Zahl der Schüler an der Schule nötig wäre. Diese berechnet sich aus der Menge der Schüler, die an der Schule unterrichtet werden und hat oft auch Auswirkungen auf die Klassengrößen. So ist es teilweise nur möglich, den Unterrichtsbetrieb ordentlich aufrecht zu erhalten, wenn entsprechend viele Referendare an die Schule geholt werden. Für diese sind jedoch nicht immer die passenden Ausbildungslehrer verfügbar, so dass dann Lehrer ohne entsprechende Fakultas fachfremd ausbilden müssen. Eine äußerst ungünstige Konstellation, wenn man daran denkt, wie „gut“ dann die Referendare, also die kommende Lehrergeneration, ausgebildet sein wird. In manchen Fällen müssen als Ausbildungslehrer auch diejenigen herhalten, die seit Jahren auf keiner Fortbildung waren und einen Unterrichtsstil wie in den achtziger Jahren pflegen, der Einsatz neuer Medien im Unterricht beschränkt sich bei ihnen auf das Auflegen einer Overheadfolie. Dennoch nehmen sie nicht selten gern die Ausbildungsaufgabe wahr, denn immerhin sind zwei Stunden Hospitation in der Woche ja nicht zu verachten, schließlich muss man da nicht selbst vor der Klasse stehen, sondern lediglich während des Unterrichts des Referendars hinten in der Klasse sitzen und nach der Stunde Ratschläge für besseren Unterricht geben.
Schwierig wird es auch immer dann, wenn in einem Kollegium jemand für längere Zeit ausfällt, sei es durch Krankheit, Schwangerschaft oder Burn Out. Dann sollte eine Krankheitsvertretung kommen, so auf jeden Fall die schöne Theorie. Doch in der Praxis ist es fast aussichtslos, eine solche Vertretung zu finden. Aus diesem Grund wird auf Wartekandidaten auf das Referendariat ausgewichen, die gerade ihr erstes Staatsexamen abgelegt haben und ausschließlich über Erfahrungen aus ihren wenigen Praktika verfügen. Diese haben lediglich den theoretischen Teil ihrer Lehrerausbildung an der Universität absolviert, die Praktika dauern nur wenige Wochen und bestehen hauptsächlich aus Hospitationen bei gestandenen Lehrkräften. Da es in Schleswig-Holstein in der Regel aufgrund der notenbezogenen Vorgaben einige Zeit dauert, bis die Absolventen ihr Referendariat antreten können, gibt es jede Menge dieser Wartekandidaten. Gelegentlich springt auch mal ein Student von der Uni ein, der noch gar kein Examen hat. So kann es durchaus dazu kommen, dass diese angehenden Lehrer aus der Not heraus plötzlich in voller Klassenlehrerverantwortung ihren Mann stehen sollen.
Probleme dieser Art könnten hier noch in vielfältiger Weise aufgelistet werden, aber es ist sicherlich klar geworden, dass die Schulleitungen, die Lehrer und nicht zuletzt die Schüler der betroffenen Schulen unter diesen Umständen leiden.
Nun könnte man die Frage stellen: „Wenn alles so schlimm ist, warum sagt dann niemand was oder wendet sich an die Presse?“. Und genau da ist der große Haken, denn die meisten Schulen können es sich nicht leisten, mit schlechten Schlagzeilen in Zusammenhang gebracht zu werden. Jede Schule möchte möglichst attraktiv für die Eltern im Einzugsgebiet sein, denen die Schulwahl ihres Kindes am Herzen liegt, denn das sind vorwiegend auch die Familien, die über eine hohe Bildungsmotivation verfügen. Ja, die Schulen fürchten sich förmlich vor jeglicher schlechter Publicity, könnte es doch bedeuten, dass die gewünschten Eltern sich dann eine andere Schule für ihre Zöglinge suchen und man nur noch den unerwünschten „Rest“ ab bekäme. Deshalb hält man sich schön bedeckt und versucht den Laden unter allen Umständen am Laufen zu halten, was oft auf dem Rücken der Lehrer und Schüler ausgetragen wird. Nun kann man sich fragen, ob dieser Umstand von den Verantwortlichen in Sachen Bildungspolitik gesehen aber geduldet wird, denn was kann man sich mehr wünschen als Schulen die mehr oder weniger gut laufen und an denen keiner meckert … zumindest nicht nach außen hin.
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