Kaum ein Fim hat im Vorfeld für so viel Wirbel und Diskussionen gesorgt, wie Zack Snyders, am 5. April auch in den deutschen Kinos startende Film „300“. Wir haben uns den Film für euch etwas genauer angeschaut, um herauszufinden, ob euch wirklich nur Propaganda für den Krieg erwartet oder ob mehr dahinter steckt.
Ἢ τὰν ἢ επὶ τᾶς – „Komme mit ihm zurück, oder auf ihm“, gebietet eine spartanische Mutter ihrem Sohn, der das erste Mal in die Schlacht zieht. Gemeint ist damit der Schild, der den Soldaten in der Phalanx schützt. Besiegte Krieger warfen ihr Schilde weg, wohingegen die Siegreichen sie mit nach Hause brachten oder als gefallene Helden auf ihnen nach Hause getragen wurden. Wahnsinn? Nein Sparta!
Um diese Geisteshaltung verstehen zu können, muss man sich etwas mit dem Mythos Sparta auseinander setzen, denn für uns gebildete Mitteleuropäer, die durch ein humanistisches Weltbild und pädagogische Prinzipien geprägt sind, ist die Art der Spartaner eher befremdlich. Die Spartaner bildeten selbst in ihrer Zeit, eine in sich geschlossene Gemeinschaft. Anders als ihre Nachbarn, die Athener, für die Wissenschaft und Kontakt mit anderen Völkern ein wichtiger Bestandteil der Kultur war, lebten sie nach ihren eigenen Idealen, unerschütterlichen Prinzipien und festen Regeln.
Die Herausbildung der Stadt Sparta basiert auf zwei Legenden. Eine davon besagt, dass die Stadt ursprünglich dem Zeussohn Herakles gehörte und seine Nachfahren sie im 8. Jahrhundert nur wieder rechtmäßig in Besitz nahmen, die zweite Legende beschäftigt sich mit den Regeln und Gesetzen, die der Stadtbegründer Lykurg in Absprache mit den Göttern verfasste und sie damit allgemein gültig waren, dies sogar bis zum Fall Spartas etwa 500 Jahre später.
Im Film bekommt man einen Einblick in die harten Erziehungsmethoden in Sparta, die einzig und allein das Ziel haben neue Krieger heranzuziehen. Die Jungen werden, wenn sie die Begutachtung der Ältesten nach ihrer Geburt überstanden hatten und nicht, wie es auch wieder die Legende sagt, im Taygetos ausgesetzt wurden, weil sie Missbildungen oder andere Mankos hatten, mit sieben Jahren aus ihren Familien gerissen um die spartanische Erziehung zu genießen. Während die Mädchen zu Hause unterrichtet wurden, wurden die Jungen unter staatlicher Aufsicht erzogen und mussten zuerst eine siebenjährige Grundausbildung durchlaufen, die sie stärken und stählen sollte. Dort bekamen sie auch die grundlegenden Tugenden eines spartanischen Kriegers vermittelt. Abhärtung, Gehorsam und Askese wurden in dieser Zeit verinnerlicht.
Der zweite Teil ihrer Erziehung begann mit 14 Jahren und die Anforderungen wurden noch verschärft, so dass ein junger Mann die spartanische Philosophie bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr vollkommen verinnerlicht hatte und nun selbst die Jungen der nächsten Generation unterrichtete. Diese Phase in der die jungen Männer noch bis 30 in gemeinsamen Wohn- und Schlafgemeinschaften lebten, bereitete sie im letzten Schritt auf ihre Aufgaben als Vollbürger vor, die sie auch tatsächlich erst mit 30 Jahren wurden.
Zusammenhalt, Gehorsam und Gemeinschaftsdenken sind grundlegende Philosophien in Sparta, egal was kommt, man hält zusammen und befolgt die Befehle.
Einer derer, die die harte Zeit der Erzirhung überstanden hatten, ist der zur Legende gewordene König Leonidas (Gerard Butler), der laut griechischer Quellen von 488 – 480 v. Chr. als König in Sparta herrschte und durch seine wagemutige Schlacht an den Thermophylen zur Legende wurde. Diese Schlacht ist es auch, die den Film ‚300‘ beherrscht. Leonidas verfolgt getreu seiner spartanischen Erziehung eine kompromisslose Linie, vor allem gegen König Xerxes (Rodrigo Santoro), der Griechenland in sein bereits mächtiges Reich einverleiben will. Doch die Unterhändler des Persers bekommen die Ablehnung des Vorschlages sehr deutlich demonstriert, denn Leonidas lässt sie unverzüglich töten. Der König will nun mit dem Segen des Orakels in den Kampf gegen die Perser ziehen, der ihm aber aufgrund eines Feiertags verwehrt bleibt, welcher kriegerische Handlungen verbietet. Unter diesen negativen Vorzeichen zieht er mit seiner 300 Mann starken Leibgarde gegen die Perser und kann die erste Angriffswelle abwehren. Xerxes bittet ihn wieder um Verhandlungen, die Leonidas jedoch vehement ablehnt und statt dessen eine weitere Welle Perser vernichtet. Da Königin Gorgo (Lena Headey) in der Heimatstadt keinen Erfolg bei ihren Bemühungen hat, Nachschub für ihren Mann zu organisieren, da der Senat sich weigert, verschlechtern sich Leonidas‘ Chancen auf einen Sieg. Während seine Frau sich in Sparta mit Denunzianten und Verräter herum schlägt, kämpft er mit seinen Mannen tapfer bis zum letzten Gefecht, getreu der Philosophie der Spartaner. Er zieht es vor als freier Grieche zu sterben, statt sich König Xerxes zu unterwerfen. Damit festigt er den Ruf der Spartaner als unerschütterliche Krieger, die bis zum letzten Blutstropfen kämpfen und begründet die Legende der Schlacht an den Thermophylen.
Heldenhaft und tapfer oder kriegsverherrlichend und roh, das sind die beiden Bewertungen, in die sich die Lager derjenigen spalten, die den Film bisher gesehen und sich stärker damit beschäftigt haben. Diese Bewertung bezieht sich jedoch nicht nur auf den Film, sondern auch in Historikerkreisen wird immer wieder diese Teilung der Urteile über die spartanische Lebensweise vollzogen. Wie in der Einleitung schon erwähnt, betrachten wir diese Zeit immer unter den Vorzeichen unseres humanistisch geprägten Weltbilds, welches eine objektive Bewertung unmöglich macht. Immerhin liegen diese Ereignisse nunmehr über 2000 Jahre zurück und wir wissen nur das über diese Zeit, was uns durch historische Quellen überliefert wurde, die allesamt auch tendenziell subjektiv sind.
Zack Snyder orientiert sich bei seiner Verfilmung stark an der Comicvorlage von Frank Miller, der nicht nur Comicliebhabern durch seine Werke ‚Sin City‘, ‚Daredevil‘ und ‚Electra‘ ein Begriff ist und einen ganz eigenen Stil hat. Starke Kontraste und das Spiel mit den Perspektiven spielen dabei eine ausschlaggebende Rolle. Im Film zum Comic wurden diese Elemente adäquat umgesetzt und dadurch der ursprüngliche Stil beibehalten. Die Schauspieler agierten während der Dreharbeiten, da der Film nach dem Digital Backlot Verfahren gedreht wurde, fast ausschließlich vor blauen Wänden, da die Hintergründe erst später eingefügt wurden, da es sich dabei um Computeranimationen handelt. Dieser einzigartige Stil verschafft dem Film, das schon in den Trailern zu erlebende kompromisslose Ambiente, dass sehr passend zur Philosophie der Spartaner steht. Minimalistische Hintergründe und dominante Akteure beherrschen die Szenen und damit wird ein starker Kontrast geschaffen, sowohl was die Inhalte des Films, als auch seine Optik angeht.
Die Vorwürfe, es handle sich um einen Propagandafilm für den Krieg im Irak, der eine faschistoide Geisteshaltung vermittle, halte ich für übertrieben. Natürlich wirkt die vermittelte spartanische Philosophie auf uns befremdlich, aber Helden und Mythen werden auch nicht in Vorstadthäusern geschaffen, sondern in Extremsituationen. Die Legende um Leonidas und seine 300 Mannen an den Thermophylen musste schon mehrfach in der Geschichte als Vorlage für propagandistische Zwecke herhalten, so nutzte sie beispielsweise Hitler, als seine Soldaten bei Stalingrad geschlagen wurden, um sie auf eine Stufe mit den Spartanern an den Thermophylen zu stellen und damit ihre Heldenhaftigkeit zu untermauern. Doch diese missbräuchliche Benutzung einer Heldengeschichte sollte nicht jegliche künstlerische Umsetzung dieses Stoffes beeinträchtigen. Die Lager werden gespalten bleiben, entweder man wird diesen Film lieben oder verdammen, es gibt nur schwarz oder weiß, Held oder Feigling, Freiheit oder Unterdrückung, getreu den Prinzipien der Spartaner.
»Wanderer, kommst Du nach Sparta, verkündige dorten, Du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.« (Schiller)
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